Donnerstag, 4. Oktober 2007
Speedway
zonk, 03:28h
Als einfach gestrickter Leser dieser Publikation ist man schnell dabei den Speedwayrennsport als stupides "Do foans mied de Mobet im Greis rum" abzutun.
ABER dem ist nicht so! Es handelt sich zwar um einen geschlossenen Parcours; dieser allerdings beschreibt keine Kreisbahn. Viel mehr handelt es sich um zwei parallele Geraden, die widerum mit zwei Kurven verbunden sind. Soviel zur grauen Theorie.
In der Praxis gestaltet es sich für den Freund großer Spochtveranstaltungen etwas tiefgründiger.
Man kann im Fahrerlager sinnierend umherschweifen und den Geruch des Methanols einfangen, mit dem die Wettstreiter Ihre Motorrösser füttern.
So es Petrus etwas zu gut meint gerät man gerne ins Transpirieren.
Die Gesellschaft ist erlesen. Jung und alt einträchtig in der Sportbegeisterung geeint.
Unvermittelt nach 3 Stunden stellten sich die Gladiatoren dem gröhlenden Pöbel.
Da Gäste aus der SBZ und anderen Teilen Mitteleuropas anwesend sind, stimmt man zur Hymne unseres Zweitlieblingsnachbarlandes an.
Der Gesang kaum verklungen, die Massen nehmen ihre Sitzplätze wieder ein, es ist still in der Arena. In der ganzen Arena? Nein! Ein kleines Grüppchen Rothemden rüstet sich, den Klang von methanolbetriebenen Verbrennungsmotoren zu unter- beziehungsweise übermalen.
Die Startauftellung. Ein bis dato unbekannter namens Benny Hur tritt an, seine Gegner zu demütigen.
Doch es gibt mehrere Starts und Rennen. Während der kurzen Pausen wird das Volk von halbnackten Papageiamazonen bei Laune gehalten.
Ein Rennen jagt das andere (welch ein Wortspiel!!!).
Nach intensivstem Aufbrüllen der Antriebsaggregate produzieren die Fahrgeräte Unmengen an kinetischer (und wohl auch thermischer) Energie.
Kurzum: Die Burschen fetzen los wie angesengtes Schwarzwild! Und genauso todesmutig werfen sie sich auch in jede Kurve. Zirka 80 (achzig) Kilometer pro Stunde (sie fahren natürlich nicht eine Stunde lang, weshalb dieser Wert nur theoretisch relativ zur zurückgelegten Strecke zu sehen ist)
Betrunkene Chaoten brüllen zur Erbauung des favorisierten Wettkämpfers.
Es geht Schlag auf Schlag. Immer wieder findet sich ein Grüppchen Kontrahenden ein, um seine Kräfte zu messen.
Nur zu oft eilen sie beim Start schneller davon, als sie der Photokameraauslöser verfolgen kann.
Am Ende hat eine Mannschaft gewonnen. Es sind zwar nicht die Lokalmatadoren, doch ist die Stimmung dennoch gut.
Man trinkt Schaumwein aus der Trophäe.
Die Wettstreiter sind auch erleichtert, da keiner in die Hundefutterfabrik gefahren werden musste (wär ja auch schade)
Als Fazit kann man festhalten, daß man den "Do foan a boa Narrische mied saggrische Mobets in am Fastgreis umd Wedd und schbritznd an Dreg himmehou" - Spocht gemeinhin unterbewertet.
Es herrscht eine kräftige, erbauliche Gräuschkulisse (Zitat: "Brrrrroumm"), es riecht, als wäre eine ganze Legion auf Äther und das Publikum bekommt zahlreiche kleine Dreckfitzerl und Steinchen ab bis wirklich jeder verschmutzt ist.
Eine gelungene Veranstaltung. Das Speedwayfahren ist schön...
...zum Zuschauen.
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